Ende Juni machte sich die Ruderriege des Ratsgymnasiums Osnabrück auf eine ganz besondere Tour: Eine Ruderwanderfahrt auf Havel, Spree und Dahme. Ziel war es, die Hauptstadt und ihre Gewässer aus einer einmaligen Perspektive zu erleben – vom Ruderboot aus. Über 60 Schülerinnen und Schüler nahmen teil.
Ankunft am Wannsee und erste Eindrücke
Am 25. Juni erreichte der Landdienst mit Bootstransport das Bootshaus des Schülerruderverbandes Wannsee, wenig später folgte die Bahnreisenden. Nach dem Riggern der Boote stand ein besonderer Programmpunkt auf dem Plan: Ein Besuch im traditionsreichen Berliner Ruder-Club. Ehemaliger Ratsgymnasiast und Bundesstützpunkttrainer Matthias Helmkamp führte die Gruppe gemeinsam mit Uwe Graf durch die historischen Hallen und modernen Trainingsräume – ein eindrucksvoller Einblick in über 140 Jahre Ruderleidenschaft.
Erste Etappen: Potsdam und Werder
Die erste Etappe führte vom Kleinen Wannsee über Potsdam bis nach Werder (Havel). Schloss Babelsberg, die Potsdamer Innenstadt und das Sommerhaus von Albert Einstein säumten den Weg. Nach 25 Kilometern erreichte die Flotte ihr Etappenziel. Am Abend belohnten ein gemeinsames Essen und ein spontanes Bad im Wannsee die Anstrengung.
Am zweiten Rudertag zeigte sich das Wetter wechselhaft: Regen, Wind und kleine Navigationspannen forderten die Mannschaften. Dank Umsicht und Teamgeist meisterten alle Boote jedoch auch diese Herausforderungen.
Mitten durch Berlin
Der 28. Juni bildete einen Höhepunkt der Fahrt. Über den Wannsee und die Havel ruderten die Boote in die Spree und durch den Landwehrkanal – direkt durch Kreuzberg und Neukölln. Auf dem Wasser zeigte sich Berlin urban, grün und lebendig. Weiter ging es bis Grünau, wo die traditionsreiche Olympiastrecke von 1936 passiert wurde. Nach über 45 Kilometern endete dieser erlebnisreiche Tag mit Nudeln, Pudding und einem Sonnenuntergang über der Dahme.
Natur und Wellen: Rund um die Müggelberge
Eine weitere Etappe führte durch die idyllische Müggelspree mit Seerosen und Weiden, vorbei an kleinen Häusern am Ufer. Der Müggelsee verlangte den Rudernden einiges ab, doch auch hier überwog am Ende die Begeisterung über die landschaftliche Vielfalt.
Kulturprogramm und besondere Erlebnisse
Neben dem Rudern gab es auch kulturelle Höhepunkte. So besuchte die Gruppe den Fichtebunker in Berlin, ein ehemaliger Luftschutzbunker, der eindrucksvolle Einblicke in die Geschichte bot. Besonders in Erinnerung blieb auch eine Nacht „unter den Sternen“, bei der viele Schülerinnen und Schüler ihre Schlafsäcke einfach ins Freie legten.
Dank an die „Kombüse“
Einen besonderen Applaus erhielt das Küchenteam. Täglich versorgten Frau Schneider, Frau Dahm und Herr Nagel die Gruppe mit frischen Brötchen, Obst, Snacks und warmen Abendessen – eine logistische und kulinarische Meisterleistung für über 50 hungrige Personen.
Ein chaotischer, aber unvergesslicher Rückweg
Die Rückreise am 1. Juli mit der Deutschen Bahn gestaltete sich turbulent. Nach der Sperrung des Hauptbahnhofes in Osnabrück und einer langen Zwangspause bei Hamburg strandete die Gruppe in Bremen. Dank der spontanen Unterstützung zahlreicher Eltern erreichten alle Mitfahrenden schließlich spätabends Osnabrück – erschöpft, aber glücklich.
Die Ruderwanderfahrt 2023 war sportlich, fordernd und voller besonderer Erlebnisse. Sie bot beeindruckende Landschaften, historische Orte, das urbane Flair Berlins – und vor allem viele gemeinsame Momente. Für die Schülerinnen und Schüler war sie nicht nur eine sportliche Herausforderung, sondern auch ein Stück gelebte Gemeinschaft, das lange in Erinnerung bleiben wird.







Text: Marcus Funke
Bilder: Ruderriege