Am Sonntag, den 18. August 2019 machte sich eine ruderbegeisterte Gruppe aus 35 Schülerinnen und Schülern sowie 4 Lehrkräften mit der Bahn und dem Bootstransport auf den Weg in Richtung Stuttgart. Das Ziel war der Neckar. 180 Kilometer sollten in der kommenden Woche von Stuttgart über Marbach, Heilbronn, Eberbach und Heidelberg bis zu seiner Mündung in den Rhein zurückgelegt werden.
Manch erfahrener Ruder wird sich sicherlich wundern: warum plant man für 180 Kilometer eine ganze Woche ein? Die Antwort ist recht simpel: 22 Schleusen waren auf der Strecke zu bewältigen, also zwei bis fünf Schleusen pro Tag. Das Überwinden einer Schleuse, entweder durch eine normale Schleusung oder durch das schweißtreibende „Umtragen der Boote“, also dem Herausnehmen der Boote oberhalb der Schleuse und dem Einsetzen unterhalb der Schleuse, dauert in der Regel 30 bis 60 Minuten. Es verwundert daher nicht, dass die Etappenlängen auf dem Neckar nur zwischen 25 und 35 Kilometern lagen.
Vorbei an malerischen Weinorten, beeindruckenden Weinbau-Steilhängen und Burgen und Schlössern bot die Fahrt über den Neckar in diesem Jahr ein besonderes Highlight: Der Alt-Neckar in Heilbronn führte durch das Gelände der aktuellen Bundesgartenschau, sodass den Ratsgymnasiasten die Möglichkeit geboten wurde, die Bundesgartenschau kostenlos vom Wasser aus zu besichtigen. Eine blumige Kulisse, die auf jeden Fall das eine oder andere Foto wert war – wobei auch die Ruderer in ihren Booten den Gästen der BuGa als beliebtes Fotomotiv dienten.
Eine Institution, die fast jeder Ruderer kennt, ist die Bootswerft Empacher, die direkt am Neckar in Eberbach liegt. Seit 1923 produziert das Familienunternehmen, das mittlerweile in der dritten Generation existiert, Ruderboote verschiedenster Art – für Ruderer auf Schülerebene bis hin zur Weltklasse. Leider konnten wir keinen Blick hinter die Kulissen werfen, das Unternehmen machte Betriebsferien.
So erreichten wir gegen Ende unserer Tour Heidelberg, die als eine der schönsten Städte Deutschlands gilt. Die Schülerinnen und Schüler genossen die Fahrt, die unter der bekannte Karl-Theodor-Brücke, oder besser bekannt als Alte Brücke durch- und vorbei an den roten Sandsteinruinen des Heidelberger Schlosses führte.
Während die Landschaft für die Ruderer auf dem Wasser einiges zu bieten hatte, kümmerten sich um das leibliche Wohl und die Organisation an Land das Team der Lehrer und Betreuer: Marcus Funke, Hartwig Ahrens, David Vodde und nicht zuletzt Jürgen Landwehr, dem vor allem in diesem Jahr eine ganz besondere Rolle zufiel. Der Smutje geht von Bord! Nach rund 25 Jahren war dies die letzte Ruderwanderfahrt für unseren Leberkäs-Smutje Herrn Landwehr! Im kommenden Jahr wird Herr Landwehr seine wohlverdiente Pension antreten. Er nutzte diese letzte Gelegenheit aber noch einmal ausgiebig, um die Ruderer mit Schnitzeln und Leberkäse zu versorgen. Fragt man ihn, wie viele Schnitzel und Leberkäse er im Laufe seiner Zeit als Koch auf Ruderwanderfahrten serviert hat, sagt er, er wisse es selbst nicht mehr – aber ein paar tausend werden es wohl gewesen sein. Danke Herr Landwehr!
Und noch ein „alter Hase“ verlässt den Kahn – der Käpt’n: Auch für Hartwig Ahrens war dies die letzte Ruderwanderfahrt, die er als Lehrer im Schuldienst begleitet und durchgeführt hat. Nach über 30 Jahren und unzähligen Schulfahrten, wie Ruderwanderfahrten, Klassenfahrten, Studienfahrten, Regatten oder USA-Austauschfahrten wird Herr Ahrens, der aus der Ruderriege und dem Ratsgymnasium nur schwer wegzudenken ist, im Februar 2020 in den wohlverdienten Ruhestand gehen. Wir wünsche ihm alles Gute und danken ihm von ganzem Herzen im Namen aller Schülerinnen und Schülern sowie deren Eltern für seinen jahrzehntelanges unermüdliches Engagement. Seine Verabschiedung wird allerdings erst im kommenden Sommer mit dem 100-jährigen Bestehen der Ruderriege offizell begangen.
(Veröffentlicht im Jahresbericht 2019 des Ratsgymnasiums)