Carla Kunze – Eine Rudersaison mit Höhen und Tiefen

Nach den letzten Regatten im Sommer 2017 begannen meine Zweierpartnerin Maren und ich uns auf die Season 2018 vorzubereiten. Als Ziel setzten wir es uns die Deutschen U19 Meisterschafften mit zu fahren und ins Team NRW (Landeskader NRW/Niedersachsen) zu kommen. Dafür begannen wir im 2- zu trainieren. Die ersten zwei Monate hatte unser neuer Trainer, Tim, es sicher nicht einfach. „Ich will nicht Riemen.“, „Der Zweier läuft gar nicht.“, „Wir sind eh viel zu schlecht.“ Von August bis November trainierte viel ohne besondere Ereignisse, um die Grundlagen des Riemens zu erlernen. Anfang November mussten wir den ersten Ergo Test über 2000 in offiziellen Rahmen vor Landestrainer Tobi ausfahren. Die Ergebnisse waren, wie erwartet, schrecklich. Eine Woche später gingen wir in Hildesheim an den Start unserer ersten 6000 Meter Strecke. Zweiter von Drei. Die Zeit konnten wir nicht einschätzen. Im Gegensatz zu den Jungs durften wir bei der nächsten Langstrecke nicht starten und hatten somit nicht die Chance zu den ersten Lehrgängen des Team NRW eingeladen zu werden, was uns zu dem Zeitpunkt ziemlich frustrierte. Direkt vor Weihnachten mussten wir den zweiten Ergo Test fahren. Wieder nicht besonders. Im Neuen Jahr fror schließlich der Kanal zu. Das bedeutete Hallentraining und das wiederrum hieß ganz viele Stunden Ergo fahren. Das Training bis Mitte März war also kein Vergnügen. In der Zeit fuhren wir auch unseren dritten und letzten Ergo Test: Nichts Besonderes aber beide persönliche Bestzeit. Am 08. März war der Kanal endlich wieder frei und wir durften ein besseres Boot fahren. Im Vergleich zu dem 30 Jahre alten „Container“ war „Power Challenge“, welches wir im Vorjahr schon als Doppelzweier liebgewonnen hatten, traumhaft. Zwei Tage später fuhren wir die Langstrecke in Oberhausen. Ich würde sagen das war der Wendepunkt unserer Season. Auch wenn das Steuer (das ich mit dem Fuß bediene) versagte und wir somit mehrere Crashs mit dem Gegenverkehr verursachten, waren wir deutlich schneller als in Hildesheim. Nach der Langstrecke bekamen wir wieder ein neues Boot: Highland Dale. Ein wunderschöner Zweier mit Flügelauslegern und eines der neusten Boote des Vereins, außerdem genau für unser Gewicht ausgelegt. Den Unterschied spürten wir schon in der ersten Einheit. Eine Woche später begannen die Osterferien und die Jungs fuhren nach Italien ins Trainingslager. Wir durften nicht mitkommen, also blieben wir bei Wind und Kälte in Osnabrück, um dort zu trainieren. Wir machten einen großen Sprung und zum ersten Mal begann der Zweier so zu laufen, dass es Spaß machte. Im April begann endlich die Regattasaison. Da wir jedoch noch keine Leistungen erbracht hatten – anders als die Jungs – durften wir auch nicht mit auf die ersten großen Regatten und fuhren nach Münster und Bremen anstatt nach Essen und München. Nachdem wir in Münster sehr stark dominiert hatten, setzte Martin uns mit anderen Zweiern zu einem Achter und einen Vierer zusammen. Diese trainierten wir an zwei Wochenenden bei dem Krefelder Trainer Markus Wöstemeyer (Rats Abi 1995). Auf die Regatta in Köln durften wir mitkommen und gingen dort im Zweier und Vierer an den Start. In ersterem konnten wir nur ein Boot schlagen. Dafür hatten wir im Zweier endlich die Chance uns zu beweisen. In einem starken Lauf erreichten wir einen vierten Platz und waren 16 Sekunden hinter dem schnellsten Zweier Deutschlands. Das ist viel, für uns war es aber großartig, weil wir uns für deutlich schlechter gehalten hatten. Nach dem Wochenende bekamen wir sogar ein Lob von Martin, was bei ihm nicht selbstverständlich ist. Doof war nur das der Rest unserer Achter Gruppe 45 Sekunden und mehr hinter uns gewesen waren. Wir hatten jedoch keine andere Wahl als weiter mit ihnen zu fahren .Als nächstes ging es anderthalb Wochen später nach Hamburg, wo wir im Rahmen der Rangliste den 19ten Platz aller Deutschen Boote belegten. Damit qualifizierten wir uns für den zweiten NRW Achter, was uns von der Bürde mit den langsamen Zweiern zu fahren befreite. Gegen die starke Konkurrenz konnten wir uns leider nicht behaupten und mussten uns mit einem fünften Platz zufriedengeben. Auch für den Vierer bekamen wir neue Partner und unerwartet konnten wir mit dem frisch gesetzten Boot unseren Lauf gewinnen. Die nächsten Zwei Wochenenden verbrachten wir in Essen und Waltrop um uns auf die Deutschen Meisterschafften vorzubereiten. Am 20. Junifuhren wir dann nach Köln auf die Meisterschafften. Nach drei Tagen mit Vor- und Zwischenläufen, in denen wir neben den Rennen und ein paar Trainings Einheiten viel Zeit zum Ausruhen hatten, kamen am Sonntag die Finalen. Am Morgen fuhren wir im Vierer das beste Rennen der ganzen Season. Leider reichte es trotz eines starken Endspurts ganz knapp nicht fürs Treppchen und somit wurden wir vierte. Das Achterrennen am Abend war deutlich weniger spannen und wir wurden fünfte. Insgesamt belegten alle Sportler des ORV zufriedenstellende Plätze. Der „Ratser“ Marcel Teckemeyer (Abi 2018) sicherte sich eine Gold- und eine Silber-Medaille im Vierer und Achter und qualifizierte sich damit für die U23 WM. Mit Ende der Meisterschafften begannen die Sommerferien und damit war die Season endgültig vorbei. So dachte ich zumindest bis mitten in den Ferien eine E-Mail von Martin kam. Darin stand es: Maren und ich wurden für den Baltic Cup nominiert. Innerhalb eines Jahres hatten wir angefangen zu Riemen, hatten uns im Zweier zusammengefunden, waren etliche Kilometer gefahren, haben uns gequält, hatten sehr viel Spaß, und jetzt sollten wir als Teil der Nationalmannschaft Deutschland vertreten. Damit hatten wir das (für uns) unmögliche möglich gemacht und das Training zahlte sich plötzlich tausendfach aus. Anstatt nun unsere Ferien bis zum Ende zu genießen werden wir direkt, wenn wir alle aus dem Urlaub zurück sind, wieder mit dem Training anfangen. Im August erwartet uns dann ein Trainingslager und im September dürfen wir im Deutschlandoutfit in Polen an den Start gehen. Für diesen Erfolg möchte ich mich bei allen Bedanken, die mich in der Season unterstützt haben. Besonders bei Tim, der seine komplette Zeit und Energie für uns geopfert hat und bei Martin, der immer ein Auge auf uns hatte.

(Veröffentlicht im Jahresbericht 2018 des Ratsgymnasiums; Text: Carla Kunze)

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